Titus
(eigentlich Titus Flavius Vespasianus)


Steckbrief:

-       geboren am 30. Dezember 39 n. Chr. in Rom als Sohn des Titus Flavius Vespasianus und der Flavia Domitilla
-       gestorben am 13. September 81 n. Chr. (Gerüchte, daß er von seinem Bruder und Nachfolger Domitian vergiftet worden wäre,
        sind spätere Konstruktion und vermutlich haltlos)
-       Regierungszeit 79 - 81 n. Chr.
-       Zweimal verheiratet; in erster Ehe mit Arrecina Tertulla (gestorben vor 65 n. Chr.), in zweiter Ehe mit Marcia Furnilla
        (mit ihr hatte er eine Tochter Iulia), von der er sich eventuell aus politischen Gründen trennte

res gestae:

titus Seine Aktivitäten militärischer wie politischer Natur sind hauptsächlich vor seiner Einsetzung als Kaiser faßbar, seine kurze Regierungszeit macht es problematisch, eigenständige Entwicklungslinien seiner Politik festzumachen.
Um 65 n. Chr. war er Quaestor, und begleitete zwei Jahre später 67 n. Chr. seinen Vater, den späteren Kaiser Vespasian, nach Iudaea, um den dortigen Aufstand unter Nero niederzuschlagen. Er war auch an der Revolte seines Vaters gegen Vitellius beteiligt (siehe Vierkaiserjahr), die Vespasian schließlich an die Kaiserwürde und die Macht in Rom brachte.
Nach der Proklamation Vespasians zum Kaiser am 1. Juli 69 nahm Titus den Namen Titus Caesar Vespasianus an, die Truppen in Iudaea riefen ihn zum Imperator aus, was seinem Namen noch hinzuzufügen ist.
Er hatte den Oberbefehl in Iudaea inne, wo er im Jahr 70 n. Chr. Jerusalem belagerte, das er im September dieses Jahres einnahm. Dabei kam es zu der Zerstörung des großen Tempels von Jerusalem, der danach nicht mehr aufgebaut wurde.
Im Juni 71 n. Chr. feierte er, nach einer Ägyptenreise, einen Triumph in Rom, zusammen mit seinem Vater Vespasian, zu diesem Anlaß wurde ein Triumphbogen in Rom erbaut (NICHT der bekannte Titusbogen, der heute noch zu sehen ist, dieses Monument wurde erst im Jahr 81 n. Chr. nach dem Tod des Titus auf Befehl seines Bruders und Nachfolgers Domitian errichtet).
Weiters wurde aus der Beute aus dem jüdischen Krieg das Amphitheatrum Flavium, allgemein bekannt als das Kolosseum (nach einer Kolossalstatue Neros, die davor stand), erbaut.
Kaiser Vespasian baute seinen Sohn Titus systematisch zum Nachfolger auf, er übertrug ihm die tribunicia potestas, das imperium eines proconsul, bis zum Tod Vespasians im Jahr 79 n. Chr. wurde Titus insgesamt vierzehnmal zum Imperator ausgerufen.
Er bekleidete auch die wichtigsten Ämter, so war er siebenmal Konsul, war auch Censor und Mitglied aller wichtigen Priesterkollegien und ab 71 n. Chr. Praetorianerpräfekt.
In dieser Funktion ließ er einige ihm mißliebige Senatoren ermorden, was dazu führte, daß die Zeitgenossen seinen Herrschaftsantritt argwöhnisch betrachteten und ähnliche Regimes wie unter Caligula oder Nero erwarteten. Dennoch konnte er nach dem Tod seines Vaters im Jahr 79 n. Chr. die Herrschaft reibungslos übernehmen.
Die Befürchtungen des Senats bestätigten sich nicht, denn Titus schwor, nunmehr als Titus Caesar Vespasianus Augustus, keine Senatoren zu töten und trennte sich auf Wunsch des Volkes sogar von seiner langjährigen Geliebten Berenike (die die Schwester des jüdischen Königs Iulius Agrippa war), wodurch er sowohl Senat als auch öffentliche Meinung auf seine Seite brachte.
Zu seiner Beliebtheit trugen auch sein Vorgehen nach dem verheerenden Vesuvausbruch im Jahr 79 n. Chr. (Plinius minor berichtet in seinen Briefen ausführlich darüber), nach dem er große finanzielle Mittel für die Behebung der Schäden in Campania zur Verfügung stellte, sowie der schnelle Wiederaufbau Roms z.B. des Kapitolstempels nach einem Brand im Jahr 80 n. Chr., und natürlich die Eröffnung des Kolosseums im selben Jahr wesentlich bei. Er starb am 13. September 81 n. Chr. an einer Fieberkrankheit.

Charakterbild in Quellen und Wissenschaft:

Titus galt und gilt als ausgesprochen humaner Kaiser, seine Biographen beschreiben ihn als sehr guten, sehr beliebten Regenten z.B. amor ac deliciae generis humani (Suet. Tit. I, I). Außerdem überliefert Sueton die angebliche Aussage des Titus, daß jeder Tag ein verlorener sei, an dem er niemandem Gutes erwiesen habe (Suet. Tit. 8).
Dieses klar positive Bild ist allerdings auch mit kleinen Abstrichen zu betrachten, da er erstens nur zwei Jahre regiert hat und zweitens seine Biographen nach seinem Tod, in der Zeit Domitians, die Beschreibungen seines Lebens verfaßten, Titus fungierte als Gegenbild zu seinem Bruder. Als sicher gilt jedenfalls, daß ihm sowohl Senat als auch öffentliche Meinung wichtig waren, er also nicht tyrannisch regierte.



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